Gemeindeleben

Taufe

Wir als Gemeinde taufen auf der Grundlage einer Entscheidung aus freiem Willen. Das zeigt schon unser ursprünglicher Name: “Gemeinde gläubig getaufter Christen”. So verstehen wir die Bibel. Die Taufe drückt aus, dass wir Gott und Jesus nachfolgen wollen. Eine solche freie Entscheidung kann nicht von einem Baby getroffen werden. Das ist der Grund, warum bei uns keine Babys getauft werden. Wenn eine Person getauft wird, wird sie damit automatisch in die Gemeinde aufgenommen.

Vor einiger Zeit hatten wir eine Gemeindestunde, in der das Thema der Taufe und Mitgliedschaft an mehreren Tischen mit Kleingruppen besprochen wurde. In den letzten Wochen haben sich neben der Gemeindestunde noch einige Gemeindemitglieder bereiterklärt mit zu sprechen. Dieser Artikel soll unterschiedliche Auffassungen und Blickwinkel auf die Taufe von diesen Personen aufzeigen und zu Gebet, Nachdenken und Gesprächen anregen.

Gleichzeitig spiegelt der Artikel nur eine Auswahl an Aspekten wider. Er ist gedacht, um auch Personen, die nicht bei der Gemeindestunde dabei waren, an der Diskussion teilhaben zu lassen.

Taufe und Mitgliedschaft sind zentrale Themen und hängen mit der Organisation der Gemeinde, dem persönlichen Glauben, meinem alltäglichen Leben und natürlich mit der Taufhandlung an sich zusammen. Aktuell taufen wir nur Personen, die sich selber für ein Leben mit Gott und Jesus entschieden haben. Parallel dazu können Babys oder kleine Kinder eine Segnung durch die Gemeinde bekommen. Jugendliche erhalten eine Segnung nach dem Ende des Bibelunterrichts. Wenn sich jemand für den Glauben und Weg mit Jesus aktiv selber entscheidet, kann er um die Taufe bitten.

Bei uns gilt derzeit: Ein Mitglied muss gläubig getauft sein. Eine Taufe als Baby oder Kind wird nicht von uns akzeptiert. Damit können Menschen, die als Baby oder Kind in der evangelisch lutherischen oder katholischen Kirche getauft wurden, nicht Mitglied werden. Dies betrifft einige Personen in unserer Gemeinde. Einige davon sind aktive Mitarbeiter und das teilweise schon sehr lange. Obwohl sie sich aktiv am Gemeindeleben beteiligen, sind sie von Entscheidungen und Berufungsprozessen ausgeschlossen, da dort nur Mitglieder stimmberechtigt sind.

Das führt zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft in unserer Gemeinde: Einige können mehr mitbestimmen als andere und das obwohl alle mitarbeiten. Nur aufgrund der unterschiedlichen Taufe haben sie unterschiedliches Mitspracherecht. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass die Entscheidung zur Taufe als Baby die Eltern getroffen haben und die Person selber gar nichts dafür kann, wirkt es sehr ungerecht. Wer betroffen ist, empfindet das durchaus als Diskriminierung. “Meine Taufe, mein Glaube ist nicht so viel Wert wie der der Baptisten”. kann da ein möglicher Gedanke sein.

Manche entscheiden sich für eine zusätzliche Taufe. Aber was bedeutet das? Das kommt auf die einzelne Person an. Es kann einer Negierung oder Infragestellung des bisherigen Glaubenslebens gleich kommen. Als ob alles, was bisher geglaubt und gelebt wurde, falsch war. Damit wird die Person an sich und ihre Identität in Frage gestellt. Das ist ein steinhartes Stück Brot, das diese Leute dann kauen und schlucken müssten. Für andere ist die Taufe nur eine symbolische Handlung. Diesen fällt es leichter, sich erneut taufen zu lassen.

Ein anderer wichtiger Punkt sind Doppelmitgliedschaften. Aktuell sind diese bei uns nicht möglich. Notwendig ist dies, weil evangelische und katholische Kirchen Träger von sozialen Einrichtungen, z.B. Kindergärten, Schulen und Pflegeheimen sind. Als Arbeitgeber erwarten sie von ihren Angestellten teilweise die Mitgliedschaft in der jeweiligen Landeskirche. Wenn also jemand in einer solchen Einrichtung arbeitet oder arbeiten will, ist die Mitgliedschaft in der Kirche sinnvoll oder sogar notwendig. In unserem Fall müssen die Personen sich dann für eine Gemeinde oder Kirche entscheiden. Aufgrund der Notwendigkeit wird dann, wegen der Arbeitssituation, nur eine Mitgliedschaft in der Kirche gemacht.

Ich habe hier versucht in der Kürze unterschiedliche Aspekte darzustellen. Vollständig sind diese Ausführungen wahrscheinlich nicht. Nimm es als Anreiz, mit anderen Geschwistern unserer Gemeinde über Taufe und Mitgliedschaft zu reden. Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass auf die biblische Sicht an dieser Stelle bewusst verzichtet wurde, da es den Rahmen des Artikels gesprengt hätte. In einer späteren Ausgabe können wir, nach Absprache mit den Ältesten und dem Prediger, darauf zurückkommen.

Mathias

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