Verantwortung übernehmen und mit Gott tragen
Die Formulierung Verantwortung tragen wirkt für mich groß. Das klingt nach viel Arbeit und Last. Ich verbinde es mit der Vorstellung, ständig abrufbereit zu sein, schwer zu arbeiten, Entscheidungen zu treffen, Kritik einzustecken und nichts anderes mehr zu tun. Mein Blick auf Verantwortung ist eher negativ geprägt. Geht es dir auch so? Oder bist du eher jemand, der die positiven Seiten der Verantwortung sieht?
Verantwortung übernehmen bedeutet, freier in Entscheidungen zu sein, gestalten zu dürfen, Einfluss zu nehmen, Menschen und Gruppen zu prägen, meine eigenen Vorstellungen zu verwirklichen oder einzubringen und Anerkennung zu bekommen. Ähnlich wie ein Töpfer, der einen Krug formt.
Verantwortung beginnt auch nicht erst an der Arbeit. Verantwortung übernehmen schon Kinder, indem sie anfangen, sich um sich selbst zu kümmern: anziehen, duschen, Ranzen packen, den Tisch an- und abräumen, kochen und noch vieles mehr. Auch unsere Teenager übernehmen Verantwortung, indem sie Gastgeber sind, Andachten halten oder sich außerhalb der Schule engagieren. Dienste in der Gemeinde zu übernehmen bringt Verantwortung mit sich, genauso wie die Mitarbeit bei den Pfadfindern oder in einem Verein. Wer in einer Beziehung mit einem Partner oder einer Partnerin lebt, übernimmt auch Verantwortung in der Partnerschaft. Da geht es um Finanzen, Haushalt, Zeit und Familienbesuche. Die Erziehung von Kindern ist dann wohl eine der größten Verantwortungen. Verantwortungen gibt es viele mit vielen Facetten.
Jesus stellt Paulus in der Bibel vor die große Verantwortung: “Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.” (Matthäus 16, 18). Paulus sollte der Grundstein für die christliche Gemeinde sein. Das nenne ich eine große Verantwortung. Stell dir einmal vor, Jesus würde das zu dir sagen. Was für eine Last, was für eine Aufgabe, was für eine große Chance und was für eine einzigartige und wunderbare Perspektive.
Schau nochmal auf die Formulierung. Jesus sagt: ”… AUF diesem Fels … will ICH … BAUEN.” Jesus spricht davon, selber zu bauen. Nicht Petrus soll bauen, sondern Jesus baut. Das will ich mir auch für mich selber zu Herzen nehmen. Sehr schnell bin ich dabei, selber zu bauen. Ich nehme Hammer, Malerrolle, Pinsel, Bohrmaschine und Schrauben zur Hand. Dabei will Jesus bauen. Ich darf Verantwortung übernehmen und Gott baut. Ich sage ja und Jesus, der Zimmermann, nimmt Säge, Hammer und Nägel zum Bauen in die Hand.
Zudem ist es beeindruckend, welche Aussicht Jesus ans Ende stellt: „… die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“ Aus diesen Worten sprechen enorme Autorität, Kraft und Stärke – durch Jesus. Die Barfüßerkirche hier in Erfurt ist für mich ein Sinnbild für diese Widerstandskraft. Der zweite Weltkrieg konnte sie nicht zerstören.
Mit der Neuberufung der Ältesten und der Neubesetzung von Diakonaten stellen sich mir und dir die Frage: Will ich Verantwortung übernehmen? Ist das dran? Beruft Gott mich? Hab Mut, diesen Schritt zu wagen, falls dich Gott ruft. Du brauchst keine Angst haben, dass du dann alles selber machen musst. In einer solchen Verantwortung ist niemand alleine. Gott ist da, genauso wie die anderen Diakone und die Ältesten.