Urlaubsgedanken
Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich an einem kleinen Tisch mit Blick auf den Pinnower See in der Nähe von Schwerin. Ich mache Urlaub mit Freunden meiner ehemaligen WG aus Leipzig. Danach werde ich noch einige Tage radeln und dann mit meiner Familie am Meer sein. Welch ein Privileg, diese Zeit genießen zu können, einige Tage länger nicht zu arbeiten. Gleichzeitig macht mich so eine Pause vom Alltag auch nachdenklich. Die Tage am See und dann unbeschwert einfach Fahrrad fahren zu können, stehen in Kontrast zu meinem sonst recht vollen Alltag. Tage, gefüllt mit Arbeit, Ehrenamt und anderen Verpflichtungen werden getauscht gegen das Ausschlafen und in den Tag ineinleben. Dank meines Jobs habe ich diese Möglichkeit glücklicherweise aber auch relativ regelmäßig am Wochenende.
Wir sind eingeladen, unser Leben bewusst aktiv zu gestalten und die uns anvertraute Zeit aktiv zu nutzen. In der Schöpfungsgeschichte ist der erste Auftrag an den Menschen, die Erde zu bebauen und zu bewahren. Beides erfordert eine aktive Anstrengung und entspricht auch den ersten sechs Tagen der Schöpfungsgeschichte. Am siebten Tag ruhte Gott von seiner Arbeit. Dies soll uns als Vorbild dienen, auch jeden siebten Tag bewusst zu ruhen. Nicht immer ist das bei Schichtarbeit in dieser Form möglich. Aber hältst du dir bewusst regelmäßig Zeit frei zur Erholung? Ich schaffe das leider oft nicht. Oft sind dann auch die Wochenenden gefüllt mit geplanten „Terminen“, auch wenn diese selbst dann der Erholung dienen sollen. Dann fühlt sich ein Wochenende schnell trotzdem voll an und die Erholung wird verfehlt.
Um so besser, dass wir meist die Möglichkeit haben, unserem Alltag entfliehen zu können. Für manche mag das die Reise in ein fernes Land sein, für andere ist es für ein paar Tage die Ruhe im Garten oder mit Familie oder Freunden am nahen Badesee. Aber auch das ist nicht selbstverständlich und immer ein Privileg. Schon in unserem Umfeld ist es gut, wenn wir sensibel sind und Urlaubsreisen als ein besonderes Geschenk wahrnehmen. Zum Beispiel mag nicht jeder oder jede in unserer Gemeinde die Möglichkeit haben, den Wohnort zu verlassen oder das Geld für Hotels oder Ferienwohnungen ausgeben zu können. Auch in anderen Ländern und Kulturen sowie unserer eigenen Geschichte sind Urlaubsreisen keine Selbstverständlichkeit. Längere Reisen waren Händlern sowie für Wallfahrten oder Pilgern vorbehalten. Erholungsreisen, wie wir sie heute kennen, kamen erst im 19. Jahrhundert auf, der Massentourismus sogar erst in den 50er-Jahren. Um so wichtiger stellt sich für uns die Frage, wie wir unseren Alltag leben? Leben wir vielleicht vor allem auf den nächsten Urlaub hin: noch drei Monate Arbeit, bis wir wieder für zwei Wochen mit All-Inclusive am Strand liegen können? Ertappst du dich bei diesen Gedanken?
Es ist schön, wenn wir uns auf die freie Zeit und auch Reisen freuen können. Ich möchte uns einladen, bewusst über unseren Alltag nachzudenken, wo wir Ruhe wieder bewusst im Alltag integrieren und Freiraum schaffen müssen. Zum anderen, jede Reise als Privileg zu verstehen, sich in Demut daran zu erfreuen und auch sorgsam in den Urlaubsländern mit Mensch und Natur umzugehen und auch dort dadurch Gott zu ehren.