Gemeindeleben

Predigtreihe: Gemeinde 2.0

Wie sieht die Gemeinde der Zukunft aus? Wie wird unsere Gemeinde sich weiter entwickeln? Wo wird es in den nächsten Jahren hingehen? Mich bewegen diese Fragen im Moment sehr. Und ich glaube uns als Gemeinde insgesamt.

Wenn in den Nachrichten über ‚die Kirchen‘ berichtet wird, dann entsteht schnell der Eindruck eines immer schneller voranschreitenden Niedergangs. Zu alt und kompliziert scheinen die Strukturen, zu groß und schwer die Lasten aus Vergangenheit und Gegenwart, die Botschaft scheint oft an den Menschen vorbeizugehen. Die Mitglieder rennen davon. Diese Entwicklung macht auch vor uns Baptisten nicht halt. Im Zeitraum von 2009 bis 2023 schrumpfte unser Gemeindebund um 11,3%. Erneuerungsprozesse für die Struktur sind am Laufen. Und wenn wir ehrlich auf unsere Gemeinde in Erfurt schauen, sehen wir auch, dass die Reihen schonmal voller waren oder so manche Gruppe besser besucht wurde oder mehr Mitarbeitende hatte.

Trotzdem glaube ich, dass Gemeinden und Kirchen weiter eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft spielen werden. Als Gemeinde sind wir von Gott zusammengerufen, um Salz und Licht in dieser Welt zu sein. Als Zeugnis seiner Liebe zu uns. Und ich glaube fest daran, dass Gott uns weiter als vielfältige Werkzeuge für sein Reich nutzen wird. Der Blick in das Neue Testament und die Kirchengeschichte zeigt schnell, dass die Form von Kirche sich auch immer wieder verändert hat. Gottes Geist wirkte neue Aufbrüche, zündende Ideen und Menschen, die sich begeistert für seine Sache einsetzten.

Ein Beispiel für Gemeinde 2.0 ist für mich der geplante Umbau des Cafés an die Straße und der Umbau unserer Nebenräume. Denn das ist nicht nur eine äußerliche Veränderung, sondern auch eine inhaltliche Neuausrichtung, eine Öffnung in den Stadtteil hinein. Es begeistert mich, dass ich in letzter Zeit auch von immer mehr Gemeinden höre, die neue Aufbrüche wagen und spannende Konzepte ausprobieren.

Mit solch neuen Aufbrüchen werden aber auch inhaltliche Fragen an uns gestellt. Wie sprachfähig sind wir eigentlich, wenn es heißt, so einfach Zeugnis vom Glauben zu geben, dass es auch alle verstehen können? Schaffen wir es heraus aus unserem “frommen Gemeindesprache”? Wie gehen wir um mit der Vielfalt an Lebenskonzepten und unterschiedlichen Positionen – finden wir immer wieder den gemeinsamen Nenner? Solche Fragen wollen wir mit der neuen Predigtreihe begleiten. Wir wollen uns der Frage stellen, was es eigentlich braucht, um als Gemeinde nicht nur mit tollen neuen Räumlichkeiten in die Zukunft zu starten, sondern auch innerlich und geistlich gut ausgerichtet loszulegen. Bei dieser Reise wird uns die Apostelgeschichte begleiten. Wir schauen also für die Fragen unserer Zeit auf den Anfang der Christenheit – das könnte doch spannend werden, oder?

Es wäre mein großer Wunsch, dass wir als Gemeinde über dieses Thema ins Gespräch kommen. Nutzt doch dazu euren Hauskreis oder das Café am Freitag. Gebt gerne Rückmeldungen auf die Predigten und sprecht uns an. Die Predigtreihe soll nur der Anstoß sein. Es wäre mein Traum, wenn in fünf Jahren Menschen aus unserem Stadtteil über unsere Gemeinde sagen: “Die Angebote sind klasse, die Botschaft verstehe ich, sie gibt mir Perspektive für mein Leben und in der Gemeinschaft fühle ich mich richtig wohl!” Wir sind auf einem guten Weg und ich bin gespannt, was Gott mit uns als Gemeinde vor hat. “Bis hierher hat der Herr uns geholfen” (1.Samuel 7,12) und er wird es sicher auch weiter tun.

Josef

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